Ankunft in Fes, die Immigration ging fix über die Bühne und nur der Geldautomat bereitete erste Probleme. Die Kiste will die Karte nicht akzeptieren und so müssen die paar Euros getauscht werden, welche als Notreserve gedacht waren.
Bei unserer Ankunft und zu später Stunde zeigt sich die Medina überraschend ruhig, nichts von all den wilden Geschichten die man zuvor gelesen hatte, um dann am darauf folgenden Tag dem Bauernfänger schlechthin auf dem Leim zu gehen.
Beim ungezwungenem Blick in eine der Gerbereien fängt er sich seine Opfer, trotz Alarmglocken. Die Falle schnappt zu und zunächst das Vergnügen in Form einer, für die Geruchsinne äußerst intensive, Führung durch die Anlage. Der Besuch in Onkel´s Teppichknüpferei mit angeschlossenem Werksverkauf rundet das Programm ab. Jegliches Desinteresse an Käufen und die Tatsache die Orientierung im Gassengewirr der Medina verloren zu haben bringen einem in eine denkbar ungünstige Ausgangslage, welche sich in den Verhandelungen ob der zweifelhaften Serviceleistung definitiv niederschlägt.
Noch keine drei Tage in der Stadt der nächste Aufreger. Auf der Dachterrasse der kleinen Pension flogen die Steine. Zu dumm nur das sich mein Kopf direkt in der Flugbahn befindet und einer der Ziegel mir eine schöne Platzwunde einbringt. Das hier die pure Absicht fehlgeleiteter Kindern dahinter steckt, ist ohne Zweifel. Marokko bietet einiges, soviel war klar.
Gespannt der Dinge, die da noch kommen, ziehen wir weiter. Midelt heißt das Städchen in das die Reise führt. Das etwas verschlafene Nest am Fuß des Hohen Atlas hat nicht viel zu bieten, lohnt allenfalls als Zwischenstopp auf den Weg in den Süden. Einen bleibenden Eindruck jedenfalls hinterließen die durchaus sehr freundlichen Menschen in diesem Ort, von Einsamkeit ist nicht zu sprechen.
Im Bus nach Merzouga und den Sanddünen des Erg Chebbi, ein junger Berber nimmt sich wohl zufällig den Platz neben mir. Sogleich beginnt das übliche Kennenlernritual. Etwas genervt lasse ich ihn erzählen und im Glauben, uns in seine Kashba zu bringen. Nach der Ankunft in Rissani fehlte aufgrund der Schwätzerei dann ein wenig die Vorbereitung. Wie die Heuschrecken fällt eine Reihe von Schlepper über uns her, es kommt zu Tumulten wer denn nun die beiden Fremden nach irgendwohin fahren darf. Völlig entnervt und den Kampf verloren sagen wir bei einem etwas vertrauenswürdigeren Angebot zu, mit dem Versprechen im Taxi die letzten Kilometer in den Wüstenort Merzouga zu gelangen. Weit gefehlt jedoch, nach wenigen Metern wurden wir in einen Jeep verfrachtet, zu spät fällt der "Kashba Erg Chebbi" Aufkleber am Wagen auf. Das Desaster nimmt seinen Lauf.
Mangels Alternativen endete somit die Nacht in besagter Kashba, in eigentlich herrlicher Lage am Rand der Dünenlandschaft. Einzig das es eben nicht unser Wille war trübte das Erlebnis und erst im zweiten Anlauf klappte es doch noch mit Merzouga und der Wüste.
Mit diversen Verkehrsmitteln hangeln wir uns durchs Land, landen in Quarzazate und bleiben spontan. Eine alte Kashba und die "Atlas Corporation Studios" sind die Highlights dieses Ortes. Möchte man durch die heruntergekommenen Kulissen von "Gladiator", "Asterix" und Co schlendern, ist man dort richtig, verpasst aber eigentlich nicht viel. Quarzazate bleibt uns als relative westliche und moderne Stadt mit völlig unaufdringlichen Menschen in Erinnerung.
Auf dem weiteren Weg nach Marrakech passiert man spektakuläre Landschaft und kleine Bergdörfer. Ein großer Überlandbus vielleicht nicht die erste Wahl um diese großartige Landschaft nur im Vorbeifahren zu genießen.
Wir erreichen Marrakech mit seiner quirligen Medina und vor allem aber die dutzenden von Grill- und Fressständen die allabendlich auf dem Hauptplatz aufgebaut werden. Ein unglaubliches durcheinander von Eindrücken und Gerüchen bietet sich.
Weiter geht es nach Imlil, ein kleiner Ort im Atlas Gebirge und Basis für Trekkingtouren. Der Weg dorthin gestaltet sich schwierig, und bedeutet für uns eine Taxifahrt. Schwierig zeigte sich dann auch das Wetter, ein erklimmen des Jebel Toubkal, dem höchsten Berg Marokkos und Nordafrikas mit 4126m unmöglich. Es reichte lediglich für eine kleine Tour in der Umgebung des Dorfes ehe heftiger Regen Wege in Sturzbäche verwandelte.
Verwirrende Informationen, desinteressierte Taxifahrer. Der Plan weiter in den Süden zu reisen scheiterte. Anstatt in Tarouadannt landeten wir wieder in Marrakech, um weiter ins Urlaubsmekka Agadir zu reisen und einmal mehr Bestätigung zu bekommen, Orte wie diese doch besser zu meiden.
Um so schöner wieder die Fahrt entlang der Küste nach Essaouira. Ein Ort wie aus dem Bilderbuch, schöner Hafen und eine gewaltige Festungsanlage mit malerischer Altstadt-Medina. Ein Ort zum bleiben und genießen.
Die letzte Etappe führte uns noch über Casablanca zurück nach Fes. Woher Casablanca seinen Ruf „Stadt aus Tausend und einer Nacht“ hat, bleibt mir verborgen, oder wir haben was verpasst. Vielleicht die chaotische Medina mit all den Händlern und das kleine Stadtzentrum mit einer Handvoll Cafes. Ansonsten ist Casablanca ein nach Abgas stinkender Moloch, jedoch weltoffen und modern.
In einer sechsstündigen, aber schönen Zugfahrt, sind wir wieder am Ausgangspunkt der Reise in Fes. Ein letzter Minztee, und ein Blick zurück auf Ereignisreiche Wochen.
Fazit: Marokko ist ein gut zu bereisendes Land. In nahezu jeden Winkel fährt irgendein Vehikel und in jedem größeren Ort findet sich meist ein mehr oder weniger komfortables Zimmer.
Landschaftlich ist das Land wunderschön und sehr Abwechslungsreich. Vom Sandstrand ins Hochgebirge und weiter in die Wüste. Es ist einfach alles geboten. Außer eines wird man auf einer Rucksacktour durch Marokko wohl vergeblich suchen: Ruhe !!! Ständig ist jemanden zur Stelle der einem weiterhelfen möchte, einem seinen Teppichladen zeigen will, oder einfach nur von Verwanden in allen Herrenländern zu erzählen weiß. Und wer glaubt sich in fremde Sprachen flüchten zu können, wird feststellen wie unglaublich Sprachbegabt Marokkaner sein können.