Das größte Problem bei einer Chinareise dürfte die Sprache sein. Ob beim Restaurantbesuch, dem nach dem Weg fragen oder einfach nur der Kauf eines Bus- oder Bahnticket, es kann wahrhaftig eine Herausforderung sein diese simplen Dinge zu regeln.
Zumindest ein Ticket für Eisenbahn und Bus lässt sich mit Zuhilfenahme von Zetteln, auf denen alles wichtige in chinesischen Charakter aufgeführt ist, ganz gut in den Griff bekommen. Solange dann keine Gegenfragen seitens des höfflichen Schalterpersonals kommen, erhält man auch ein Ticket. Rückfragen, auf Chinesisch, sieht diese Variante nicht vor. Etwas Improvisation und Flexibilität ist immer gefragt.
Unterwegs im Land
Shenzhen (Guangdong Provinz)
Im Süden Chinas erstreckt sich die Stadt, in direkter Nachbarschaft zu Hongkong. Eine Megacity wie aus dem Bilderbuch, charakterlos, kulturlos, gigantisch. Für Individualtourismus völlig uninteressant.
Die Stadt kann allenfalls als Verkehrsknotenpunkt und Sprungbrett zur Weiterreise betrachtet werden, von Hongkong aus ist man schnell in China und es bieten sich unzählige Möglichkeiten der Weiterreise.
Guangzhou (Guangdong Provinz)
Das Shenzhen nähest gelegene einigermaßen lohnenswerte Ziel ist Guangzhou, zwei Stunden Zugfahrt entfernt am oberen Ende des Perlfluss-Delta gelegen.
Zunächst scheint es nur ein weiterer Moloch zu sein. Dreckig, stinkig, Chaos. Erst auf dem zweiten Blick erkennt man wohl das Besondere. Auf kleinen Flussfähren kann man zwischen den Stadtteilen auf beiden Seiten des Perl-Fluss hin und her schippern, oder ein Stück die verzweigten Wasserwege befahren. Der breite, gemächlich dahin fließende Fluss lässt einem die Hektik der Stadt vergessen. Auf beiden Uferseiten finden sich Orte zum verweilen, ein Hauch von Tropen zu spüren.
Das alte französische Viertel „Shamian Island“ auf einer verkehrsberuhigten kleinen Insel ist definitiv ebenfalls ein Besuch Wert. Einige Gebäude aus der Kolonialzeit sind noch zu finden, in einem der für mich schönsten und gemütlichste Starbucks, und das obwohl ich auf diese Cafe-Kette nicht allzu viel gebe.
Guilin & Yangshou (Guangxi Provinz)
Guilin ist von Shenzhen aus mit der Bahn und Flieger zu erreichen und der Ausgangspunkt in die Karstlandschaft entlang des Li-Fluss.
Von verschiedenen Orten in Guilin verkehren Busse nach Yangshou, dem eigentlichen Ziel für Reisende in diese Gegend. Die Stadt ist beschaulich, die hübsche Altstadt übersichtlich. Es gibt zahlreiche Unterkünfte die auch das klassische Low-Budget Klientel bedienen, dementsprechend gestaltet sich auch die restliche Infrastruktur.
Von Yangshou aus bieten sich Möglichkeiten zum Wandern in die einzigartigen Karstlandschaft und auf dem Fluss offerieren Bootseigner ihre Dienste um Touristen die Karstberge vom Wasser aus näher zu bringen.
Yangshou ist einer der Orte die noch einen Teil des Charme bewahrt haben, wie man ihn in China sich vorstellt, ein Ort um auch ein paar Tage länger zu bleiben.
Xian (Shaanxi Provinz)
Es ist Dezember und auch in Xian sehr kalt. Das Hostel bietet „Komfort“. Doppelte Bettdecken und 24 Stunden heißes Wasser, bereitgestellt in 2 mal 2 Liter Thermoskannen. Dazu noch eine Schüssel für die Körperhygiene. So ist China unverfälscht. Und wir hatten warmes Wasser im Gegensatz zu vielen anderen in dieser Stadt.
Die Stadt ist groß, der touristisch interessante Teil jedoch lediglich innerhalb der großen Stadtmauer zu finden. Die ist begehbar, bietet einen tollen Blick auf das treiben in den Gassen und dem Glockenturm, einer der Highlights Xian´s neben seiner großen Pagode.
Seinen eigentlichen Bekanntheitsgrad erlangte Xian jedoch wohl der vor der Stadt zu findenden Armee der Terrakotta-Krieger, gut 50km östlich der Stadt gelegen. Die „grünen“ Busse dorthin fahren am Bahnhof ab, das Endziel ist dann auch nicht zu verfehlen. Unter drei großen Hallen befinden sich die Gräber mit den Tonfiguren. In der Umgebung befinden sich noch ein paar Hügelgräber mit der sich die Zeit bis zur Rückfahrt vrtrieben werden kann.
Mit dem Nachtzug geht es weiter nach Peking…
Peking (Beijing Provinz)
Peking wird heute wohl etwas anders seinen Besuchern präsentiert als zu meinem letzten Besuch im Sommer 2008. Damals stand Olympia vor der Tür, große Teile der alten Hutong-Siedlung südlich des Tiananamen Square wurden oder waren bereits dem Erdboden gleich gemacht. Welche Art von Bebauung die uralten chinesischen Behausungen, nach Kohleofen riechenden, quirligen und engen Gassen ersetzten wird, ist wohl außer Frage. Ein echter Verlust für das ansonsten an historischen Sehenswürdigkeiten reich bestückte Peking.
Fenghuang (Hunan Provinz)
Siebzehn Stunden dauerte die Zugfahrt nach Huaihua, und noch einmal vier Stunden im klapprigen Bus, dann ist Fenghuang erreicht.
Wie genau ich dazu kam, diesen Ort zu besuchen, weiß ich nicht mehr. Die Chinesen guckten jedoch erstaunt als ich von meinem Reiseziel erzählte.
Fenghuang ist, oder war, ein echter Geheimtipp. Die Stadt am Tuo Jiang-Fluss wir noch wenig von ausländischen Touristen frequentiert, zumindest hatte ich kaum welche gesehen. Den Chinesen ist der Ort gleichwohl ein Begriff.
Auf Holzpfählen gebaute Häuser entlang des Flusses geben der Stadt ihre Schönheit, dahinter liegen grüne Berge. Die Menschen waschen am Fluss Wäsche und ihre Lebensmittel. Irgendwie scheint alles aus der Zeit gefallen zu sein, primitiv und einzigartig schön.
Es war eine der schönsten Städte die ich in China besucht habe. Es war noch nicht überlaufen und die Zeit scheint hier wirklich stehen geblieben zu sein. Bleibt nur zu hoffen das dieses Juwel noch lange in dieser Art erhalten bleibt.
Jangzi - Dreischluchten (Hubei Provinz)
Am Flughafen von Chongqing werde ich angesprochen, man will mir eine dieser Jangtzi-Kreuzfahrt schmackhaft machen und andrehen. Lange brauchte es nicht um mich zu überzeugen und ich heuere auf einem „Chinese-Cruise-Ship“ an.
Das Boot geht erst am späten Abend, etwas außerhalb von Chonquing und so bleibt noch etwas Zeit die Stadt zu erkunden.
Ohne zu wissen was ich tat, wurde es Gewissheit. Ich war der einzige Ausländer an Board und fortan während der Reise auf Hilfe angewiesen. Aber auch hier fanden sich wieder Menschen die mir durch den Tag halfen, ohne deren Unterstützung ich nicht durch den zeitlich straffen Ablauf der Tour gekommen wäre.
Das Bordleben ist übersichtlich, beschränkt sich auf das Wesentliche. Es gibt zwar ein Restaurant, die überwiegende Mehrzahl der Passagiere ist jedoch Selbstversorger.
Drei Tage kreuzt das Schiff den Jangtsi Flussabwärts, wobei der aufgestaute Fluss kein Fluss mehr ist sondern ein in ein enges Tal gequetschter See. Der Vollstau noch lange nicht erreicht hat bereits jetzt der Jangtsi seine Schönheit bereits verloren. Bei meinen chinesischen Reisegruppe tut dies natürlich nichts zur Sache, nur wenige Kritische Stimmen sind über das Staudammprojekt zu vernehmen.
Umso mehr muss somit bei der Landbegehung geboten werden. Die sind zahlreich und immer äußerst akkurat organisiert, streng geordnet, immer dem Fähnchen hinter her. Abwechslungsreich sind die Excursionen allemal. Ob die Fahrt im Drachenboot oder Waldwanderung samt Schwimmweste, alle haben ihren Spaß, auch wenn sich der tiefere Sinn nicht immer erschließt. Die Reise endet schließlich am gigantischen Drei-Schluchten-Staudamm, von hier geht es wieder nur mit dem Bus weiter nach Wuhan.
Kunming (Yunnan Provinz)
Kunming ist nicht sonderlich interessant. Eine typische moderne chinesische Großstadt mit einem kleinen Rest an historischer Bausubstanz. Dennoch nicht gleich ein Grund zu flüchten, die Umgebung hat einiges mehr zu bieten.
Südlich der Stadt liegt der Dian-Chi See, ein typisches Wochenendausflugsziel für die Bewohner Kunmings. Interessanter jedoch der sich hinter dem See auftürmende „Xi-Shan“, übersetzt „Westberg“. Eine Seilbahn führ über den See n den Fuß des Berges. Von hier geht es auf guten Pfaden hinauf auf den Gipfel und einer Art Plateau mit einigen ländlichen Dörfern. Bis zum Gipfel kommt der Wanderer an dutzenden Tempeln vorbei, ein herrlicher Blick über Kunming und die nähere Umgebung bietet sich.
Das aber wohl bekannteste Ziel die gut 200km entfernte Ortschaft Shilin mit seinem Steinwald aus tausenden bizarren Granitsäulen. Labyrinth ähnlich verlieren sich verzweigte Wege zwischen dem wie ein Wald wirkenden Gelände. Erst etwas belächelnd, später wirklich nach dem richtigen Weg zurück suchend, verlieren auch wir uns in dem faszinierenden Naturphänomen.
Dali, Lijiang, Shangri La, Tigersprungschlucht (Yunnan Provinz)
Dali ist der Ausgangspunkt für Fahrten hinauf nach Lijiang und weiter in die Berge der östlich Himalaya Ausläufer. Vom Massentourismus ein wenig verschönt lässt sich innerhalb der Stadtmauern noch traditionelles Leben beobachten.
Mit einem Bus geht es hinauf in die Berge und dem Reiseziel für Chinesen schlechthin. Kaum ein Chinese der nicht davon träumt einmal nach Lijiang zu fahren um dort sein romantisches Abenteuer zu finden. Die Wirklichkeit ist nüchterner, wenig romantisch da völlig überlaufen. Der eigentlich schöne und historische Altstadtkern wurde zu einem riesigen Souvenir und Bar Distrikt umfunktioniert.
Von Lijiang ist es nur noch ein Katzensprung zur berühmten Tigersprungschlucht. Der junge Jangtsi-Fluss hat sich hier tief ins Tal eingegraben, rings herum wachsen die bis 5000m höhen Berge in den Himmel. Ein Traumwanderweg verläuft entlang der Steilabfallenden Hänge entlang des Tals. Immer wieder führt der Pfad durch urige Bergdörfer, die Bewohner verdienen sich ein Zubrot mit der Unterbringung von Gästen. Zwei unvergessliche Tage auf einem unvergesslichen Wanderweg am Rande des Himalaya.
Endgültig ein Gefühl von Tibet bekommt man dann in Shangri-La. Die Bevölkerung besteht zumeist aus geflohenen Tibetern die ihre Heimat verlassen haben. Auch wenn Tibet für die meisten Touristen verschlossen bleibt, hier fühlt man vielleicht ein wenig wie dort. Ein kleiner Rest Altstadtkern vermittelt diesen Eindruck auf spirituelle Weise und einen Potala ähnlichen Tempel findet man auch hier. Shangri-La war wirklich ein besonderes Erlebnis.
Shanghai (Shanghai Provinz)
Shanghai war eine Endtäuschung, zumindest für mich. Lag es nun am Wetter oder an der Stadt selbst. Nebel und Regen ließen keinen Blick auf die weltberühmte Skyline zu, am Bund gingen die Kunststudenten auf die Nerven die ihr Salär mit fragwürdigen Einladungen aufbessern wollten. Shanghai, mir blieb die Magie dieser Stadt verborgen.
HongKong & Macau
Eigentlich eigenständig und selbst verwaltet gehören die beiden Landstriche de Facto doch zu China.
Hongkong ist ein Staat für sich, so vielfältig, das ein paar Tage Aufenthalt kaum genügen um die letzten Geheimnisse für sich zu entdecken. So beschränkt sich der Aufenthalt für die meisten Besucher auf die Touristenmagnete im sehr chinesisch geprägten Kowloon und die Viertel um den Peak mit seiner bekannten Standseilbahn. Für mich ist Hongkong eine der faszinierendsten Großstädte Asiens.
Mit der Fähre geht es über das Perlflussdelta hinüber nach Macau, dem kleineren portugiesischen Pendant zu Hongkong. Es hat weithin weniger zu bieten, die meisten Besucher kommen aber ohnehin nur um dem Glückspiel zu frönen.
Das Zentrum ist nett herausgeputzt, einige Kolonialbauten haben die Zeit überstanden und vermitteln südeuropäischen Charme. Einmal jährlich wird die City zum Rundkurs für ein Autorennen. Nicht ganz so glamourös, aber ähnlich wie in Monaco, werden ganzen Straßen gesperrt und ohrenbetäubender Lärm durchdringt die Stadt. Bewegen nur eingeschränkt möglich. So war es auch am Wochenende meines Besuchs.